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Abbildung: Mann steckt Kopf in den Sand

Die kleine und relativ unbekannte Skatbank machte Schlagzeilen, als sie ankündigte für Guthaben von mehr als 500.000 Euro auf Tagesgeldkonten Strafzinsen einzuführen. Mittlerweile hat die Skatbank die Grenze auf 3 Mio Euro erhöht. Sie wird nicht die einzige Bank bleiben! Andere Banken denken ebenfalls über Negativzinsen nach, die bekannteste unter ihnen ist die Commerzbank.

Betroffen sind bislang nur Unternehmen, die größere Summen täglich verfügbar anlegen wollen oder müssen. Für längerfristig anzulegendes Kapital stehen alternative Geldanlagen zur Verfügung, die zwar auch unter der Niedrigzinspolitik der EZB leiden, für die aber zumindest keine negativen Zinsen erhoben werden. Private Kleinsparer werden vermutlich auch zukünftig nicht betroffen sein, weil sie ihr Erspartes einfach als Bargeld aufbewahren könnten.

Wie kam es zu Negativzinsen?

Auslöser dieser Entwicklung war die Europäische Zentralbank (EZB), die eine solche Strafgebühr für Banken einführte, die ihr Kapital bei der EZB parken. Damit wollte die Zentralbank die Banken animieren, mehr Kredite zu vergeben, statt das Geld zu horten. Negative Zinsen sind übrigens keine neue Erscheinung im Finanzwesen, wenngleich viele ihnen aktuell vermutlich zum ersten Mal begegnen. In jüngerer Vergangenheit hat die Zentralbank Dänemarks damit schon experimentiert. Das Experiment scheiterte! Statt mehr Kredite auszureichen, reichten die Banken die Kosten einfach an ihre Kunden weiter. Es scheint, als nähme der Versuch der EZB einen ähnlichen Verlauf. Die Idee, Sparer durch Gebühren zu belasten statt sie mit Zinsen zu belohnen, ist übrigens schon sehr alt. In der Frühzeit des Papiergelds wurde schon über Banknoten nachgedacht, deren Gültigkeit jährlich mit einer kostenpflichtigen Wertmarke verlängert werden muss. Die Grundidee war stets dieselbe: Geld sollte primär als Zahlungsmittel fungieren und nicht als Vermögensspeicher, der dem Geldkreislauf längerfristig entzogen wird.

Was können Unternehmen tun?

Die einfachste Methode, den Strafzinsen zu entgehen, ist ein Wechsel der Bank. Selbstverständlich ist dieser mit einem gewissen Verwaltungsaufwand verbunden. Aber wenn sich genügend Unternehmen dafür entscheiden, wird der Markt das Problem vermutlich ganz allein lösen. In gewissem Sinne erinnert diese Situation an den Strommarkt, auf dem die ehemaligen Monopolisten höhere Preise durchsetzen, weil sie von den Wechselbarrieren profitieren. Möglich ist auch, mehrere Geschäftskonten bei unterschiedlichen Instituten zu unterhalten und so unterhalb der Schwelle für den Negativzins zu bleiben. Ansonsten empfiehlt es sich, die täglich verfügbaren Mittel auf ein Minimum zu reduzieren. Alternative Geldanlagen mit relativ kurzer Anlagedauer bzw. flexiblen Laufzeiten stehen in großer Zahl zur Verfügung. In Betracht kommen Festgeld, Pfandbriefe, Schuldverschreibungen, Anleihen, Floater etc.

Die Unternehmen verlieren Liquidität

Unternehmen, die von dem Strafzins betroffen sind, verlieren an Liquidität. Alle Ausweichstrategien verursachen mindestens interne Verwaltungskosten, abhängig von der gewählten alternativen Geldanlage können auch Gebühren oder sonstige externe Kosten anfallen. Der Effekt ist angesichts der sehr niedrigen negativen Zinssätze von etwa 0,1 Prozent gering, zumal nur der täglich verfügbare Teil des Kapitals davon betroffen ist. Dennoch zeigt dieser Effekt einmal mehr, dass steuernde Eingriffe im Finanzwesen längst nicht immer die gewünschte Wirkung zeigen. Denn schließlich hat die EZB zum Instrument der negativen Zinsen gegriffen, um einem (vermeintlichen oder tatsächlichen) Liquiditätsengpass bei den Unternehmen entgegenzuwirken. Der Nachweis, dass dadurch auch nur ein zusätzlicher Kredit vergeben wurde, dürfte der EZB schwer fallen. Der (zugegebenermaßen sehr geringe) Liquiditätsverlust betroffener Unternehmen ist dagegen sehr wohl nachweisbar!

Wie gehen Sie mit dem Thema Strafzinsen um? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

Bildquelle: Fotolia.com, Fotograf: alphaspirit

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