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Abbildung: Wegweiser Back to basics

Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erlebte die traditionelle Kosten- und Leistungsrechnung einen wahren Boom. Existierten bisher relativ einfache und nur wenige Systeme, so explodierten die verschiedenen Methoden und Ansätze geradezu in den folgenden Jahren. Treiber waren im Wesentlichen die Universitäten, die mit gut ausgestatteten Lehrstühlen eine Fülle von neuen Ansätzen und Impulsen gaben. Durchaus interessiert griffen Unternehmen die neuen Ansätze auf, versprachen diese doch eine wesentlich bessere Steuerung der Unternehmensziele, insbesondere der Deckungsbeitragsrechnung sowie Preispolitik.

Kleine und mittlere Unternehmen standen stets vor dem Problem, die notwendigen Kapazitäten für derart neue und meist komplexe Systeme aufzubauen. Auch waren sie recht hilflos in der Frage, welches der jeweils in Mode befindlichen Systeme denn das richtige sei. Viele Fragen waren zu beantworten: Vollkostenrechnung oder Teilkostenrechnung oder beide? Wenn Vollkostenrechnung, dann Plankosten oder Istkosten? Wenn Teilkosten, dann Direct Costing oder doch Profitcenterrechnung? Oder doch ganz anders in Richtung Prozesskostenrechnung, die eine Reihe von Jahren als die Königsdisziplin galt? Endgültige Verwirrung stiftete dann noch die berühmte Relative Einzelkostenrechnung von Riebel, ein Lieblingsthema aller Hochschulprofessoren und der Schrecken der Studierenden.

Letztlich jedoch leiden auch große Unternehmen unter dieser Artenvielfalt, denn der Wildwuchs in den Controllingabteilungen lässt sich ab einem gewissen Zeitpunkt kaum noch beherrschen. Interessant und auch für KMU ist die Tendenz, dass Unternehmen wieder zur Einfachheit zurückkehren. Ein schönes Beispiel ist der Marmeladenhersteller Zentis. Genau vor dem Problem des Wildwuchses stehend beschloss man die Rückkehr zur Einfachheit in der Form der Standardkostenrechnung. Die gängige Kritik an dieser Kostenrechnung liegt auf der Hand: Die Preise für das Obst sind regional und saisonal sehr unterschiedlich, wie kann man damit also vernünftig Standards definieren. Demnach liegt ein (komplizierteres) System wie die IST-Kostenrechnung nahezu auf der Hand.
Genau hier setzt Zentis an und behauptet das Gegenteil. Derartige Systeme sind aufgrund der Marktschwankungen zum Scheitern verurteilt. Einmal pro Jahr wird nur mittels der Standardkostenrechnung der Preis kalkuliert und Analysen lassen sich sofort starten. Mengenverluste sind dann nicht mehr aufwendig in Richtung Preisschwankungen bei den Rohstoffpreisen zu suchen, sondern lassen sich direkt (aus anderen Ursachen) ableiten.

Was ist die Konsequenz daraus für ein KMU? Lieber ein vermeintlich einfaches Kostenrechnungssystem bedienen und wirksam damit das Unternehmen auswerten und steuern, als komplexe Systeme aufzusetzen, die zwar höchsten theoretischen Anforderungen genügen, jedoch kaum praktikabel sind.

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Bildquelle: Fotolia.com, Fotograf: kikkerdirk

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