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Abbildung: Factoringvertrag Geschaeftsleute beim Haendeschuetteln

Der Bundesverband Factoring für den Mittelstand e.V. (BFM) hat das Ergebnis einer Mitgliederumfrage veröffentlicht, wonach immer mehr kleine und mittlere Unternehmen Factoring zur Umsatzfinanzierung nutzen. Im Jahr 2019 erhöhte sich das Ankaufvolumen um 8,7 Prozent. Viele mittelständische Betriebe gehen von einem konstanten oder sogar wachsenden Neukundengeschäft aus. Zur Kundengewinnung und Bindung der Bestandskunden bieten die Verkäufer häufig Zahlungsziele an. Der Verkauf der offenen Forderungen an einen Factor schützt vor Forderungsausfällen und sorgt für Unabhängigkeit von den Kreditentscheidungen der Hausbank. Außerdem erhöht sich mit steigendem Umsatz die Liquidität.

Warum nimmt Factoring im Mittelstand zu?

Wenn ein mittelständisches Unternehmen Kapital benötigt, bedeutet ein Bankkredit lange Verhandlungen und die Erfüllung zahlreicher Voraussetzungen. Die Anforderungen der Banken sind durch die Vorschriften nach Basel III stark angestiegen. Ein Unternehmen aus dem Mittelstand muss bestimmte Umsatzzahlen nachweisen und Sicherheiten stellen, um einen Bankkredit zu erhalten. Start-ups oder bestimmte Branchen können ganz von der Kreditvergabe ausgeschlossen werden. Für diese Unternehmen ist Factoring eine günstige Alternative. Der Factor verlangt keine Sicherheiten und finanziert offene Forderungen zu einem günstigen Zinssatz vor. Gleichzeitig bietet der Forderungsverkauf weitere Vorteile, wie die regelmäßige Bonitätsprüfung der Debitoren und die Entlastung der eigenen Debitorenbuchhaltung.

Factoring und Debitorenbuchhaltung

Die meisten Factoring-Gesellschaften bieten verschiedene Factoringvarianten an. Bei der Variante Inhouse Factoring verbleibt das Debitorenmanagement weiterhin beim Unternehmen. Viele Unternehmen aus dem Mittelstand entscheiden sich jedoch für die Variante Full Service Factoring. Bei dieser Factoringart übernehmen die geschulten Mitarbeiter des Factors die Überwachung der Zahlungseingänge. Wenn ein Käufer zum Fälligkeitstag seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachkommt, mahnt der Factor die Zahlung an. Bei einem weiteren Zahlungsverzug führt der Factoringanbieter alle Schritte eines professionellen Mahnwesens durch. Auch die erforderlichen Inkassomaßnahmen werden durch den Factor eingeleitet. Das entlastet die Debitorenbuchhaltung des Kreditors, der diesen Teil seines Unternehmens auch komplett an den Factoringanbieter outsourcen kann.

Chancen von Factoring

Unternehmen aus dem Mittelstand profitieren von dem Verkauf offener Forderungen an einen Factor durch mehrere Vorteile:

  • schnelle Steigerung der Liquidität,
  • Kombination aus Factoring und Outsourcing der Debitorenbuchhaltung entlastet das Unternehmen,
  • Schutz vor Forderungsausfällen,
  • mehr Unabhängigkeit von der Hausbank,
  • Bilanzverkürzung und höhere Eigenkapitalquote,
  • besseres Rating bei Lieferanten, Banken und Geschäftspartnern.

Factoring bietet mittelständischen Betrieben nicht nur eine mit dem Umsatz steigende Liquidität und den 100%igen Schutz vor Forderungsausfällen, sondern wirkt sich auch positiv auf die Bilanz aus. Die offenen Rechnungen werden an den Factor verkauft. Dadurch werden die Forderungen auf der Aktivseite der Bilanz ausgebucht und führen zu einer Bilanzverkürzung. Das sorgt für eine bessere Eigenkapitalquote und damit für ein besseres Rating des Unternehmens  bei der Bewertung durch ein Kreditinstitut oder einen Geschäftspartner.

Factoring als Möglichkeit der Liquiditätssicherung in Krisenzeiten?

Durch Factoring können Unternehmen die eigene Liquidität auch in Krisenzeiten sichern. Das zeigt sich auch aktuell in Zeiten von Corona. Unternehmen aus zahlreichen Branchen mussten ihren Geschäftsbetrieb herunterfahren oder sogar ganz einstellen. Wenn diese Unternehmen noch Rechnungen mit Zahlungsziel zu bezahlen haben, kann es vorkommen, dass zum Zahlungstermin die liquiden Mittel nicht ausreichen. Unternehmen, die die offenen Forderungen rechtzeitig an einen Factor verkauft haben, müssen dennoch keine Zahlungsunfähigkeit befürchten. Der Factor hat bereits 1–2 Werktage nach Einreichung der Rechnung circa 80 % der Rechnungssumme an den Verkäufer überwiesen. Vorher abgezogen wird die vereinbarte Factoring-Gebühr, welche abhängig von Umsatz und Factoringvariante meist im unteren Skontobereich liegt. Auch die restlichen 20 % folgen zuverlässig bei Fälligkeit der Rechnung. Das Unternehmen kann sich auf den Zahlungseingang verlassen und muss keinen Einbruch seiner eigenen Liquidität befürchten.

Factoring – Liquidität und Wachstum für mittelständische Unternehmen

Factoring bietet KMU eine attraktive Form der Unternehmensfinanzierung. In Ergänzung zum Inhouse Factoring können Unternehmen auf die eigene Debitorenbuchhaltung verzichten und damit durch Auslagern des Prozesses Geld, Zeit und Ressourcen sparen. Das Übertragen von Aufgaben oder das komplette Outsourcing von Buchhaltungsprozessen an spezialisierte BPO-Partner sorgt für Entlastung in der eigenen Buchhaltung und schafft Freiräume, die Unternehmen aus dem Mittelstand zur Neukundengewinnung und zum Ausbau des eigenen Unternehmens nutzen können.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Factoring gemacht? Nutzen Sie Full Service Factoring oder liegt die Gesamtheit der Debitorenbuchhaltung inhouse? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

Bildquelle: Pixabay, Fotograf: Credit Commerce

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