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Abbildung: Zahnraeder und Schriftzug Industrie 4.0

Globalisierung und Digitalisierung sind heute mehr als bloße Schlagworte – sie haben entscheidenden Einfluss auf den Geschäftserfolg deutscher Unternehmen und bedingen sich gegenseitig. Prozessdigitalisierung macht beispielsweise die Logistik global operierender Konzerne erst rentabel möglich. Gleichzeitig birgt sie auch Risiken für so manches altehrwürdiges Geschäftsmodell. Wie deutsche Unternehmen mit diesen Veränderungen umgehen untersucht eine aktuelle Studie von BITKOM und IW Consult Köln.

Digitalstrategien deutscher Unternehmen

Ein erstes Ergebnis zeigt die Bedeutung der digitalen Technologie für die deutsche Wirtschaft: Firmen, für deren Geschäftsmodell das Internet eine zentrale oder zumindest wichtige Rolle einnimmt, repräsentieren 46% der Umsätze und Mitarbeiter aller deutschen Unternehmen. Auffällig ist, dass diese Unternehmen größere Teile ihres Umsatzes mit neuen Produkten erwirtschaften und gleichzeitig auch größere Anteile in Forschung und Entwicklung investieren als andere. Ebenso ist ihr Geschäft schon heute stärker international ausgerichtet und sie erwarten auch häufiger, dass der Exportanteil steigt. Digitalisierung scheint also Innovationszyklen zu beschleunigen und die Erschließung internationaler Märkte zu vereinfachen – zwei elementare Erfolgsfaktoren für den Standort Deutschland im globalen Wettbewerb.

Chancen

Die Digitalisierung beinflusst in den befragten Unternehmen am stärksten die Bereiche Kostenstruktur, Kooperation mit Partnerunternehmen sowie Kundenpflege, Kundenansprache und Beschaffung. Gesamtwirtschaftlich leistet also die direkte Wertschöpfung – z.B. durch Online-Verkäufe – einen geringeren Beitrag als die Effekte interner Prozessdigitalisierung und damit einhergehender Rationalisierungsmöglichkeiten. Chancen ergeben sich insbesondere beim Erarbeiten von Standards – am Beispiel Apple: Einfach verständliche Plattformen wie iTunes oder dem AppStore stimulieren vielfältige Geschäftstätigkeit Dritter, von der der Standardsetzer über Provisionsmodelle profitiert. Ein anderes Beispiel ist der deutliche Umbruch im Werbemarkt – hier ermöglicht die Digitalisierung größere Chancengleichheit zwischen großen und kleinen Playern: Eine clevere Viralmarketingstrategie bewirkt unter Umständen mehr als eine teure TV- oder Plakatkampagne, auch international weit entfernte B2C- oder B2B-Märkte können mit geschickter Onlinekommunikation kostengünstig erschlossen werden.

Risiken und Vorurteile

Dies birgt allerdings neben massiven Veränderungen bisher werbeabhängiger Medien-Geschäftsmodelle auch die Gefahr, selbst durch Wettbewerber aus internationalen Märkten verdrängt zu werden. Hinzu kommt, dass die neue Technologie erhebliche Kosten verursacht. Diese sind nur zum Teil durch IT-Ausgaben bedingt – ein wesentlicher Faktor ist das Personal: In der Studie fällt auf, dass in Unternehmen, deren Geschäftsmodell stark vom Internet abhängt, überdurchschnittlich viele höher qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt sind. Dies schlägt sich in der Gehaltsstruktur nieder und weist auf die vergleichsweise größere Komplexität dieser Geschäftsmodelle hin, die ebenfalls ein Kostenfaktor sein kann. Die Kosten-Intransparenz und mangelnde technologische Affinität von Entscheidern stellen hier ein Hemmnis dar. Mit aktuellen Entwicklungen zur Auslagerung von IT-Kosten (Cloud-basierte Dienste, SaaS) dürften diese Kosten allerdings besser als früher planbar werden.

Fazit und Empfehlungen

Die Studie macht deutlich, dass die Digitalisierung eine Querschnittsfunktion hat. Ähnlich wie bei der Nutzbarmachung von Dampf oder Elektrizität entsteht durch die neue Technologie nicht einfach nur ein separater neuer Wirtschaftszweig. Das Wirtschaften insgesamt wird massiv und multidimensional beeinflusst. Technologisches Know-how wird daher für moderne deutsche Unternehmen unabdingbar. Gleichzeitig ist die Politik gefragt, in Sachen Breitbandausbau, Talent- und Forschungsförderung sowie im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen die richtigen Weichen zu stellen.

Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Wie viel Digitalisierung ist gut? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

Bildquelle: Fotolia.com, Fotograf: fotohansel

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